Nitratergebnisse der Brunnenwasseruntersuchungen in Leisnig - Bäume auf den Feldern gegen Nitrat im Brunnenwasser
Pressemitteilung vom VSR-Gewässerschutz e.V.
Die Nitratbelastung im Brunnenwasser sinkt trotz vielen Auflagen zur Düngemenge und Düngezeitpunkt nicht so wie gehofft. Das stellte der VSR-Gewässerschutz bei der Auswertung der am 30. Juli in Leisnig abgegebenen 57 Brunnenwasserproben fest.
Die gemeinnützige Organisation fordert noch mehr Unterstützung für das Anlegen von Baumstreifen auf den Feldern. Diese Agroforstsysteme führen nachweislich zu einer erheblichen Senkung der Nitratbelastung ohne den Ertrag auf dem Acker zu verringern. Matthias Ahlbrecht und der Ehrenamtler Frank Sombrowski beantworteten am Informationsstand viele Fragen von besorgten Brunnenbesitzern zu der Nitratbelastung und der Verwendung des Wassers. Mache Bürger erkundigten sich, ob Bekannte oder Nachbarn auch noch Wasserproben untersuchen lassen können. "Auf der Homepage vsr-gewaesserschutz.de erfährt jeder, der den Termin verpasst hat, wie man noch eine Wasserprobe mit der Post zusenden kann", erklärt Matthias Ahlbrecht. Alle bis Ende Oktober zugeschickten Proben unterstützen die Messkampagne des Vereins und fließen in die Jahresauswertung für den Kreis Mittelsachsen ein.
Die Brunnenwasserergebnisse vom diesjährigen Termin in Leisnig hat der Physiker Harald Gülzow bereits ausgewertet. In jeder 2. Probe aus den privat genutzten Brunnen stellte er eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest.
Besonders erschreckend fand der Gewässerexperte die festgestellte Belastung in den Gartenbrunnen in Tanneberg mit 234 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Höckendorf mit 152 mg/l, in Leuterwitz mit 147 mg/l, in Altleisnig mit 79 mg/l, in Geringswalde mit 79 mg/l und in Kaditzsch mit 75 mg/l. Etwas weniger hoch belastet ist das Wasser in Minkwitz mit 74 mg/l Nitrat, in Sitten mit 73 mg/l und in
Leisnig mit 72 mg/l im Grundwasser.
Doch auch dort sieht Harald Gülzow noch Handlungsbedarf. Er betont, dass die Nitratrichtlinie, dazu verpflichtet eine Überschreitung des Nitratgrenzwertes von 50 Milligramm pro Liter im Grundwasser zu verhindern. „Im letzten Moment konnte gerade noch das Vertragsverletzungsverfahren mit hohen Strafzahlungen wegen der Nichteinhaltung der Richtlinie letztes Jahr abgewendet werden. Bis zur nächsten Überprüfung muss die Nitratbelastung deutlich sinken.“ sagt Harald Gülzow.
Im Kreis Mittelsachsen bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 80 Prozent aus Ackerflächen. Es dominieren Felder ohne Bäume. Diese verschwanden im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden. Im Gegensatz dazu können Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen.
„Bäume auf den Feldern hilft das Nitrat wieder an die Oberfläche zu befördern und so in der Zukunft die Nitratbelastung im Brunnenwasser zu verringern.“ berichtet Harald Gülzow. Dieses moderne Agroforstsystem, eine Kombination von Forst- und Landwirtschaft wurde an die Technik und die Produktionsweise der heutigen Landwirtschaft angepasst. Auf dem Feld stehen Baumstreifen aus schnellwachsenden Bäumen wie Pappeln, Weiden oder Erlen, die alle vier bis sechs Jahre geerntet und als Hackschnitzel zur Energiegewinnung verkauft werden. Der Abstand zwischen den Baumreihen bietet genügend Platz für Trecker, Grubber und Erntemaschinen zur Bearbeitung von Getreide, Zuckerrüben, Mais und Raps. Die Angst, dass die Bäume zu Ernteeinbußen führen, hat sich nicht bestätigt. „Während an den Baumstreifen tatsächlich weniger Ertrag ist, beobachtet man ab einer gewissen Distanz zu den Bäumen in den meisten Fällen eine höhere Produktion als bei einem Vergleichsacker ohne Baumstreifen. Bei trockenen und heißen Sommer kommt es auch ohne Bewässerung zu weniger Ernteausfällen, da die Bäume vor Verdunstung schützen.“ sagt Harald Gülzow.
Seit Anfang 2023 haben Landwirte in ganz Deutschland die Möglichkeit, Fördermittel für die Bewirtschaftung von Baumstreifen auf ihren Feldern zu beantragen. Sachsen zählt zu den Bundesländern, in denen auch die Neuanlage von Agroforstflächen gefördert wird.
Trotz dieser positiven politischen Entwicklung herrscht unter den Landwirten noch viel Unsicherheit und Skepsis Baumstreifen auf ihren Feldern anzulegen. Um das zu ändern braucht es eine eine gute Vernetzung innerhalb der Landwirtschaft. Der sächsische Bauernverband hat Anfang des Jahres mit seinen Demonstrationen gezeigt, dass er in der Lage ist viele Landwirte zu mobilisieren. "Es ist nun dringend erforderlich, diese bestehenden Kontakte zu nutzen, um über die Vorteile von Agroforst aufzuklären und potenzielle Bedenken zu zerstreuen," unterstreicht Harald Gülzow. Durch gezielte Informationskampagnen und die Präsentation erfolgreicher Beispiele kann der Bauernverband dazu beitragen, eine breite Akzeptanz für Agroforstsysteme zu schaffen. Dies ist nicht nur ein wichtiger Schritt zur Reduzierung der Nitratbelastung im Grundwasser, sondern auch ein Beitrag zur Förderung einer umweltfreundlichen und nachhaltigen Landwirtschaft.
Über den VSR-Gewässerschutz
Das gelbe Labormobil ist von April bis September unterwegs um Brunnenwasserproben zu untersuchen und Bürger am Informationsstand zu informieren. Im Winter werden dann Flüsse und Bäche beprobt, um festzustellen, inwieweit die Nitrate im Grundwasser zur Belastung in den Flüssen und Bächen führt. Für viele Bäche stellt das Zusickern des nitratbelasteten Grundwassers eine Hauptursache für die starke Nitratbelastung dar.
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Bild zur Meldung: Nitratergebnisse der Brunnenwasseruntersuchungen in Leisnig - Bäume auf den Feldern gegen Nitrat im Brunnenwasser